Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8

Die Brücken im Bahnknoten Leipzig

1. Bauabschnitt:

Eisenbahnüberführung (EÜ) Rackwitzer Straße und Parthe

Aus Gründen der Erhaltung und Verfügbarkeit und aufgrund umfangreicher Spurplanänderungen wird die EÜ vollständig erneuert.

Hier werden hohe denkmalpflegerische Anforderungen gestellt, da die Brücke – gerade im optischen Zusammenspiel mit den beiden Lokschuppen – ein Industriedenkmal darstellt. Der Entwurf sieht eine Brücke in Betonbauweise vor, die allerdings mit Klinkern und auch durch Wiederverwendung des alten Brückengeländers denkmalgerecht in historischem Erscheinungsbild gestaltet wird.

Die Brücke wird in drei Realisierungsabschnitten „unter rollendem Rad“ gebaut. Der erste Realisierungsabschnitt ist seit Ende 2013 im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Citytunnels fertig gestellt worden.

Aktuell im Jahr 2014 wird am 2. Realisierungsabschnitt gearbeitet. Logistisch hoch aufwendig durch die Lage in einer Inselbaustelle: rechter und linker Brückenteil sind in Betrieb, nur der Mittelteil der Brücke wird auf der Breite von zwei Gleisen erneuert. Eine Andienung der Baustelle von oben, also über das Gleisfeld ist nur in der Nacht in bestimmten Zeitfenstern möglich. Dies begründet auch die Straßensperrung der Rackwitzer Straße, ohne die diese logistische Herausforderung kaum zu stemmen wäre. Ein zusammenhängender Rück- und Neubau der Eisenbahnüberführung ist aus betrieblichen Gründen im Bahnhofsvorfeld nicht möglich, da alle Züge in Richtung Sachsen-Anhalt und Berlin die Brücke passieren müssen.

Die Brückenerneuerung wird bis zur Inbetriebnahme der VDE 8.2 im Dezember 2015 abgeschlossen sein.


Fertiggestellte Eisenbahnüberführung über die Rackwitzer Straße und Parthe, realisiert im 1. Bauabschnitt 2015 (Foto: DB AG/Frank Kniestedt)
Ansicht der Eisenbahnüberführung nach Ende der Baumaßnahmen (Grafik: DB AG)

2. Bauabschnitt:

Eisenbahnüberführung (EÜ) Essener Straße

Das zweifeldrige Brückenbauwerk wurde 1903 erbaut. In den Jahren von 1969 bis 1975 wurden die stählernen Überbauten einschließlich der mittleren Stahlpendelstützenreihe erneuert. Im Jahr 1974 wurde die EÜ durch den Anbau eines einfeldrigen Behelfsüberbaus für das östliche Bahnhofsgleis verbreitert. Diese Stahlhohlkastenkonstruktion mit direkter Schienenauflagerung überspannt die Essener Straße im Gegensatz zu den anderen Überbauten ohne Mittelunterstützung (Stützweite = 20 m).

Überführte Gleise von Ost nach West:

  • Bahnhofsgleis (1 Gleis)
  • Strecke 6369 Güterring, Strw Wiederitzsch-Engelsdorf (2 Gleise)
  • Strecke 5919 NBS, Eltersdorf–Leipzig Hbf (2 Gleise)
  • Strecke 6411 ABS, Trebnitz–Leipzig Hbf (2 Gleise)
  • Industriestammgleis (1 Gleis)

Das Bauwerk besteht neben dem bereits erwähnten Behelfsüberbau aus 7 durchlaufenden Stahl-Überbauten (Stützweite: 2 x 10 m) mit Trogquerschnitt und einer Hilfsbrücke im Bahnhofsgleis. Die lichte Weite beträgt ca. 17,90 m und die kleinste lichte Höhe beträgt ca. 4,24 m. Die Gesamtbreite des Bauwerkes beträgt ca. 39,24 m. Die Schienen sind auf Schwellen im Schotterbett schwergewichtsgelagert (Flachgründung).

Im Rahmen des Vorhabens ist die EÜ Essener Straße durch einen Neubau zu ersetzen. Das neue einfeldrige Brückenbauwerk ist mit den vorhandenen Lichten Abmessungen geplant:

  • Lichte Weite: 17,90 m
  • Lichte Höhe: ≥ 4,34 m

Bedingt durch die Spurplanänderung der Strecken 5919 und 6411 sowie der Erhöhung der Streckengeschwindigkeiten sind notwendige Maßnahmen an der EÜ unerlässlich, wodurch der Bestandsschutz aufgehoben wird. Der Verlust des Bestandsschutzes erfordert die Herstellung bzw. den Nachweis der EÜ nach Ril 804. Eine Erneuerung der EÜ wird somit erforderlich.

Ein Eingriff in die vorhandenen Widerlager und Mittel-(Pendel-)stützen ist unerlässlich. Dadurch ist die Standsicherheit des kompletten Bauwerkes nicht mehr gegeben und es müssten kostenintensive Sicherungsmaßnahmen während der gesamten Bauzeit durchgeführt werden, um einen Teil des Bauwerkes zu erhalten.

Neben einer aufwendigen Nachrüstung des Anprallschutzes für die verbleibenden Mittelstützen, welche bei einer Teilerneuerung erforderlich werden, stellen diese ebenso ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den zukünftigen Individualverkehr dar. Neben der erheblichen Sicherheitsgefährdung ist weiterhin davon auszugehen, dass die Stadt Leipzig den Verbleib des restlichen Brückenteils auf unbestimmte Zeit wegen dauerhaften Verkehrseinschränkungen nicht akzeptiert. Eine Teilerneuerung der EÜ Essener Str. und der damit verbundenen Verringerung der lichten Durchfahrtshöhe der Straße um ca. 40 cm bei Teilneubau, erfordert zudem die Ausbildung einer Straßenrampe zur Anpassung an das vorhandene Straßenniveau mit umfangreichen technischen und verkehrstechnischen Folgen.

Eine Lageverschiebung der Gleise ist durch die derzeitige Trogbauweise nicht möglich. Im Ergebnis ist die EÜ Essener Str. somit aus bautechnischen sowie sicherheitstechnischen und ebenso aus wirtschaftlichen Gründen nur im Ganzen zu erneuern.

Essener Straße in Leipzig im Februar 2016 (Foto: DB AG/Frank Kniestedt)
City-Tunnel Leipzig (Grafik: Freistaat Sachsen)

Um die Inbetriebnahme der Neubaustrecken VDE 8.2 bis 2015 und VDE 8.1 bis 2017 zu sichern, begann 2012 die dritte Baustufe: die Einbindung der VDE 8.2 in den Knoten Leipzig sowie der Umbau des Abschnitts Leipzig/Mockau–Leipzig Hbf.

Einbindung der Aus- und Neubaustrecke VDE 8 in den Knoten Leipzig (Grafik: DB AG)

Projektphasen und Fertigstellung

Die Fertigstellung des Projektes wird auf die folgenden Termine ausgerichtet:

  • Entwurfsplanung und Planfeststellung 03/2012
  • InbetriebnahmeBaufreiheitsmaßnahmen (4 Weichen, OLA, Kabelgefäßsystem) 09/, 2. Realisierungsabschnitt 09/2014, 3. Realisierungsabschnitt 09/2015
  • InbetriebnahmeBahnsteige einschl. Gleisvorfeld 12/2015