Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8

ETCS – European Train Control System

Prinzipdarstellung ETCS (Grafik: DB AG)

Ortsfeste Signale trifft man auf der Neubaustrecke zwischen Erfurt und Gröbers nur noch an den Streckenzufahrten an. Die gesamte Strecke wurde über mehr als 80 Kilometer mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ERTMS/ETCS Level 2 ausgerüstet. Mit dieser Form der Ausrüstung sind keine ortsfesten Signale mehr erforderlich.

ETCS-Streckenzentralen
3 Stück (Neubau)
Anzahl Eurobalisen
1000 Stück
Inbetriebnahme
2015

Grundsätzlich ist es wegen der hohen Geschwindigkeiten und der langen Bremswege von Eisenbahnen erforderlich im sogenannten festen Bremswegabstand in Blockabschnitten zu fahren. Ein Blockabschnitt muss mindestens so lang sein, dass ein Zug aus voller Fahrt zum Stillstand kommen kann (z. B. 1000 Meter bei 160 Kilometer pro Stunde). Die Grenzen von Blockabschnitten werden von Signalen geschützt. Da auf der Strecke VDE 8.2 nun 300 Kilometer pro Stunde gefahren werden soll, reicht die Zeit, die der Führer eines Triebfahrzeugs ortsfeste Signale sehen und erfassen kann, nicht mehr aus. Der Zug muss deshalb über eine Führerraumsignalisierung verfügen, auf der dem Lokführer die erlaubte Höchstgeschwindigkeit angezeigt wird. Diese Forderung wird hier mit ERTMS/ETCS Level 2 umgesetzt. Der Vorteil gegenüber nationalen Lösungen, wie der linienförmigen Zugbeeinflussung, besteht in der Möglichkeit des grenzüberschreitenden Verkehrs durch technische Harmonisierung. Bisher sind hier oft aufwendige Lokwechsel oder teure Mehrsystemloks erforderlich.

ETCS ist ein eigenständiges Zugsicherungssungssystem, welches grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr in Europa ermöglichen wird. Eine wichtige Aufgabe besteht in der Erteilung von Fahraufträgen: „Du darfst bis Kilometer xyz mit 300 Kilometer pro Stunde fahren.“ Bei ETCS Level 2 werden solche Fahraufträge über das Zugfunksystem GSM-R übertragen und vom Fahrzeuggerät überwacht. Die bekannten Eurobalisen (siehe Bild unten) erfüllen ganz verschiedene Aufgaben: sie unterstützen die Eigenortung des Zuges, kommandieren Levelwechsel in die nationalen Zugbeeinflussungssysteme usw.

Die Gleisfreimeldung, das Stellen von Weichen und Signalen etc. erfolgt nach wie vor in den elektronischen Stellwerken.

Weichenantrieb (Foto: DB AG)
ICE Führerstand mit ETCS Bedienfeld (Foto: DB AG)
Unterschiedliche Zugbeeinflussungssysteme in Europa (Grafik: DB AG)