Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8

Bibratunnel

Der Bibratunnel liegt zwischen der 248 Meter langen Saubachtalbrücke und der Unstruttalbrücke (2.668 Meter Länge, 50 Meter Höhe) bei Karsdorf.

Die Saubachtalbrücke diente dabei in Richtung Süden als Baustraße zwischen dem Finne- und dem Bibratunnel. Der 6.466 Meter lange Bibratunnel wurde wie alle Tunnel der Neubaustrecke als Doppelröhrentunnel gebaut. Der Abstand zwischen den Achsen der zwei eingleisigen Röhren beträgt etwa 20 bis 25 Meter.

Außerdem entstanden im Bauabschnitt diverse Erdbauwerke mit Entwässerung und Regenrückhaltebecken sowie eine Straßenüberführung über dem Geländeeinschnitt vor dem Ostportal. Der Einbau der Überschussmassen erfolgte durch eine Gelände modellierung unmittelbar am Ostportal, also ohne lange Transportwege.

Querschnitt (Grafik: DB AG)
Vor dem Bibratunnel (Foto: DB AG/Hannes Frank)

Zahlen und Fakten

Bauwerkslänge
6.466 m
Bauverfahren
bergmännisch
Tunnelröhren Durchmesser
9,6 m
Abstand der Gleisachsen
25 m
Minimale Überdeckung
15 m
Maximale Überdeckung
50 m
Rettungsstollen (alle 500 m)
13 Stück
Ausbruchmaterial
1,4 Millionen m3
Fertigstellung (Rohbau)
2010

Die geologische Struktur des Bibratunnels

Der Bibratunnel liegt auf seiner ganzen Länge in Gesteinsformationen des Mittleren Buntsandsteins und zwar hauptsächlich der Hardegsen-Folge.

Die Gebirgsverhältnisse wurden bestimmt durch Wechsellagerungen von Sandstein, Tonstein und untergeordnetem Schluffstein, die stratigrafisch dem Mittleren Buntsandstein, speziell der Hardegsen-Folge und der Solling-Folge, zugeordnet sind. Lediglich im östlichsten Teil werden die Schichten der Solling-Folge durchfahren. Der Tunnel hat nach den Portalbereichen Überdeckungen von etwa 15 bis 50 Metern. Der Bergwasserspiegel liegt generell etwa 30 Meter unter der Tunnelsohle. Während des Tunnelvortriebs war jedoch mit Schichtwasser zu rechnen.

Geologisches Profil (Grafik: DB AG)

Die Baustelle des Bibratunnels

Am Ostportal des Bibratunnels lag auf einer Fläche von fast 60.000 Quadratmetern die Baustelleneinrichtung mit eigenen Betonanlagen, Werkstätten, Kantine, Bürogebäuden und Unterkünften.

Auf der Großbaustelle waren mit Vortriebsbeginn etwa 200 Personen der verschiedensten Gewerke beschäftigt.

Schematische Darstellung Baustelleneinrichtung Ostportal (Grafik: DB AG)
Schematische Darstellung Baustelleneinrichtung Westportal (Grafik: DB AG)
Schematische Darstellung Bauverfahren (Grafik: DB AG)

Das Bauverfahren des Bibratunnel

Die Tunnelröhren wurden als zweischalige Gewölbekonstruktion mit einer Außenschale aus Spritzbeton und einer Innenschale aus Ortbeton gebaut. Die beiden Schalen sind durch eine Kunststofffolie von einander konstruktiv getrennt.

Gewölbekonstruktion (Foto: DB AG)

Die Ausbruchsfläche beträgt 86 Quadratmeter. Aufgefahren wurden beide Tunnelröhren zeitgleich vom Ostportal in Richtung Westen und vom Westportal in Richtung Osten.

Der Ausbruch erfolgte bergmännisch in konventioneller Spritzbetonbauweise.

Das Auffahren des seicht liegenden Tunnels mit einer Überdeckung von lediglich 15 bis maximal 50 Metern erforderte eine schonende Vortriebsart. Der Tunnel wurde nicht im kompletten Querschnitt ausgebrochen, sondern mit einem vorauseilenden Kalottenausbruch (obere Ebene) und einem nachfolgenden Strossen- und Sohleausbruch (untere Ebenen).

Der Vortrieb erfolgte je nach geotechnischen Konditionen durch Sprengungen oder mit Abbauwerkzeugen wie Abbauhammer oder Teilschnittfräse.

Spritzbetonbauweise (Foto: DB AG)

Querschläge

Im Zuge des Hauptvortriebs wurden schrittweise, im hinterwärtigen Bereich, die Querschläge nachgezogen.

Die Querschläge, die Verbindungsstollen zwischen den Tunnelröhren, dienen im Betriebszustand als Rettungsstollen.

Schema Ausbruch Querschlag Bohren/Sprengen (Foto: DB AG)
Schema Ausbruch Querschlag Schuttern (Grafik: DB AG)
Fahrlader (Grafik: DB AG)

Während des Baus nutzte man sie als Logistikstollen für die Schutterung, d. h. für den Abtransport der Massen. Die Schutterung erfolgte von der Brust bis zum nächstgelegenen Querschlag mithilfe von Fahrladern, die 7,5 Kubikmeter Gestein fassen.

Hier kippte man das Ausbruchmaterial von Pneuladern in einen Backenbrecher, von wo aus das gebrochene Material über Förderbänder bis zur Abwurfstelle außerhalb der Tunnelportale abgeworfen wurde. Das so gewonnene Ausbruchmaterial verwendete man für die Geländemodellierung im Bereich der beiden Portale.

Die Ausbrucharbeiten liefen durchgängig 24 Stunden rund um die Uhr. Der Vortrieb erfolgte gleichzeitig von den vier Portalen der zwei Tunnelröhren. Die tägliche durchschnittliche Leistung waren 5,40 Meter pro Tunnelröhre.